15.10.2024

Wood City

Im Jahr 2012 wurde ein Wettbewerb für den deutlich sichtbaren Eingangsblock ausgeschrieben, um einen holzarchitektonisch repräsentativen, Wohnen und Wirtschaft fördernden Komplex neuer Generation mit einer Geschossfläche von fast 30 000 Quadratmetern herzustellen. Der Wettbewerb wurde von Anttinen Oiva Architekten.

Ein Stadtviertel als Bahnbrecher im Holzbau

Jätkäsaari ist einer der neuen maritimen Stadtviertel von Helsinki. In dem vom Hafenbetrieb frei gewordenen Areal werden bis Jahr 2030 21.000 Einwohner einziehen und 6.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Idee ist, neben dem seit den 1990er Jahren sich entwickelnden Stadtteil Vuosaari einen neuen, urbanen Komplex zu realisieren, der durch Bahnverkehr, Straßenbahnlinien und die naheliegende U-Bahn gut erschlossen sein wird. Auch das Hafenterminal für den Schiffsverkehr zwischen Helsinki und Tallinn bringt Menschenströme nach Jätkäsaari.

Für dieses stadtkernartiges Areal gilt, die großen Einkaufszentren fern zu halten und die täglichen Dienstleistungen dagegen dezentralisiert auf die Straßenebene zu verlegen. Das Areal soll auch
seine eigenen Schulen, Kitas, Gaststätten, Hotels und Sportbauten erhalten. In Helsinkier Art und Weise, man strebt hier sowohl nach privatem Wohnen auf Eigentumsbasis und Mietwohnungen als Stadteigentum als auch nach Studenten- und Sonderwohnungen. Auf dem Areal gibt es auch experimentelle Bauten, wie zum Beispiel Gemeinschaftswohnungen als Gemeinschaftsbauprojekte.

Im Jahr 2012 wurde ein Wettbewerb für den deutlich sichtbaren Eingangsblock ausgeschrieben, um einen holzarchitektonisch repräsentativen, Wohnen und Wirtschaft fördernden Komplex neuer Generation mit einer Geschossfläche von fast 30 000 Quadratmetern herzustellen. Der Wettbewerb wurde von Anttinen Oiva Architekten aus Helsinki gewonnen. Die Wohnhäuser des Komplexes namens Wood City wurden im Jahr 2019 fertiggestellt und das Bürogebäude des international erfolgreichen Spielunternehmens Supercell wurde im Jahr 2021 in Betrieb genommen. Ein weiteres, den Komplex ergänzendes Bürogebäude ist zur Zeit im Bau.

Ein Bürohaus fördert die Tätigkeitskultur des Unternehmens

Das Einleben von Supercell in das Bürohaus in Wood City verraten die lustigen, den Block verzierenden Skulpturen mit bekannten Figuren aus Clash of Clan und anderen Spielen. Zu dem Komplex gehört sowohl eine Kita für die Kinder der Mitarbeiter als auch eine dreigeschossige Parkanlage für den ganzen Block. Auf dem Dach des mit perforierten Alu-Platten verkleideten Parkhauses in Betonbauweise befindet sich ein parkähnlicher Spielhof, den auch die Mitarbeiter des Bürogebäudes benutzen können.

Das Bürohaus wurde in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro und den anderen Planern für die Bedürfnisse von Supercell maßgeschneidert. Den Kern der Kultur von Supercell bilden die selbstständigen Spielteams, deren Größe sich je nach Spielphase variiert. Jedes Team hat sein eigenes Zimmer, dessen Größe bei Bedarf auch leicht zu ändern ist.

Das gemeinsame Auditorium und die Mittagskantine der Firma, wie auch die Küche, sind im obersten Geschoss, wo das gesamte Personal ausreichend Platz für verschiedene Feste und Veranstaltungen hat. Im obersten Geschoss ist auch eine Sauna mit Kaminzimmer und auf dem Dach befindet sich eine Aussichtsterrasse. Eine wahre Kuriosität an den streng gleichrhythmischen Fassaden ist die große, über die Hausecke weit herausragende freiförmige Öffnung für die Fenster, die einen atemberaubendem Blick auf das Panorama Helsinkis bieten. Das Bürohaus aus Holz hat eine gekonnt geplante Akustik und ein gutes Raumklima. Die Optik der Innenräume ist ruhig, jedoch individuell. Holz ist präsent in den Flächen und in den Möbeln, die alle von hoher Qualität im Design und im Handwerk sind. Die gut gepflegten Grünwände hier und da unterstützen auch das Raumklima und die Atmosphäre.

Die großen freiförmigen Fenster auf der Straßenebene bieten eine Möglichkeit dar, den Blick in die Welten der Spielfirma zu werfen. Die wellenförmige, aus scheibenartigen Holzstücken angefertigte
Decke der Aula ist beeindruckend. Die obersten Büroetagen sind von einem Lichtschacht durchschnitten, der von der Treppenanlage aus perforiertem Stahl seinen Rhythmus bekommt. Von dem hohen Raum mit ausgezeichneter Akustik aus kann man den hölzernen Baukörper des Gebäudes bewundern. Die Büro- und Arbeitsräume mit ihren Glaswänden liegen im Außensektor der Geschosse, wie auch die sich in die Landschaft öffnenden, schön möblierten Aufenthalts- und Besprechungsräume. Das Geschoss unter dem Straßenniveau beherbergt unter anderem Sport- und Erholungsräume für das Personal.

Das Gebäude hat auch aussteifende Betonkonstruktionen. Die technischen Gesamtlösungen haben sich als funktionierend erwiesen, auch bei den hohen sommerlichen Temperaturen: Die Innenraumtemperatur bleibt auch dann bei circa 22 Grad Celsius. Als eine Arbeitsumgebung will dieses Bürohaus, wenn auch mit seiner eigenen Handschrift und Firmenkultur, auch Anderen die Möglichkeit zeigen, Gewohntes auch anders zu machen.

Sozialer Wohnungsbau und Hauptverwaltungen in einem Block

In zwei Wohnhäusern der Wooden City gibt es Mietwohnungen der Stadt Helsinki. Die Miethöhe der funktionalen Wohnungen hohen Standards ist für Helsinki angemessen und somit sind u die Wohnungen sehr gefragt: Für circa einhundert Wohnungen gibt es über eintausend Bewerber. Der unregelmäßige, fünfeckige Grundriss der Häuser ermöglicht einen interessanten Blick aus den unterschiedlich großen Wohnungen nach Außen. Die Wohnungen haben sowohl französische Fenster als auch hinter der Fassade versteckte, wohnraumähnliche Balkone. Die Eingänge zu den Treppenhäusern stehen an der Seite des kleinen, bepflanzten Vorplatzes.

Der letzte Abschnitt der aus insgesamt vier Baukörpern entstehenden Baublockeinheit wird voraussichtlich im Jahr 2024 fertig sein. Ursprünglich sollte daraus ein Hotel werden, aber aus diesem Gebäude, das etwas niedriger als das achtgeschossige Bürohaus ist, wird nun das Zentrum des globalen Datenschutzunternehmens F-Secure.

Die Architektur der Baublockeinheit ist nach außen fast nur auf das Wesentliche reduziert, sogar karg. Die naturfarbigen, geschlossenen Fassadenteile und die Fenster- und Balkonöffnungen stehen stramm in den sich wiederholenden Reihen. In den Wohnhäusern bilden diese ein sich abwechselndes, schachbrettartiges Rautenmuster. In den Bürohäusern wiederum liegen die geschlossenen Fassadenteile und die vom Boden bis an die Decke reichenden Fenster wie senkrechte, schmale Bänder abwechselnd übereinander.

Für die Konstruktionen der Wood City wurden Pfeiler und Balken aus LVL (Furnierschichtholz) und gerippte Platten benutzt. Die tragende Zwischendecke des F-Secure-Bürohauses wird mit CLT-Platten hergestellt. Auch die skulpturenartige Decke der Aula wird mit CLT-Lamellen aus Fichtenholz verkleidet. Das letzte Gebäude in diesem Block soll im Jahr 2024 fertiggestellt sein.

Die Macher

Anttinen Oiva architects is an award-winning Helsinki-based architecture office founded in 2008 by Selina Anttinen and Vesa Oiva. Cultural historically significant places, national landscapes, old industrial areas, new city neighbourhoods, infilling projects, and natural environments – the office works with challenging sites and new types of constructions exploring a variety of relationships between nature and the built environment. In AOA´s recent projects of Woodcity and Katajanokan Laituri they have explored how a large scale contemporary wood construction can be used in sensitive environments to create more sustainable and resilient urban development. Currently, the firm employs 30+ architects and interior architects, primarily focusing on infill and renovation projects. Anttinen Oiva Architects has received several recognitions, including the State Prize for Architecture in 2013.

Projekt in Kürze

Wood City - Supercell HQ

  • Lage | Helsinki
  • Verwendungszweck | Bürogebäude
  • Bauherr/Auftraggeber | Supercell
  • Valmistumisvuosi | 2020
  • Gesamtfläche | 13 650 m2
  • Volumen | 61 200 m3
  • Elinkaaren aikainen hiilijalanjälki | Umweltfreundlichkeit: LEED Platinum, 48 Stellplätze für Elektroautos, 240 m2 Solarpaneele. Kohlendioxidemissionen des Rahmens -30 % im Vergleich zum Referenzobjekt (Beton) gemäß LCABerechnung während einer 60-jährigen€
  • Architektonische Planung | Anttinen Oiva Arkkitehdit
  • Tragwerksplanung | Sweco Rakennetekniikka
  • Palotekninen suunnittelu | KK-Palokonsultti Oy
  • LVIA-suunnittelu | Climaconsult Oy
  • Elektrisches Design | Sweco Talotekniikka Oy
  • Pääurakoitsija | SRV Rakennus Oy
  • Lieferant der Holzkomponenten | Lieferant von Holzteilen: Stora Enso Lieferung und Montage der CLT-Elemente: Puurakentajat Group Oy CLT-Elemente Verarbeitung: Timberpoint Oy
  • Bilder | Tuomas Uusheimo
  • Text | Tarja Nurmi