15.10.2024

Das Haus Meteorit Koivula

Ein finnischer, im kalifornischen Silicon Valley angesiedelter Technologieunternehmer wollte auf seinem Familienlandgut im nord-karelischen Kontiolahti ein Gästehaus bauen. Das Resultat ähnelt einem vielkantigen, hochkant stehen gebliebenen Körper, d essen Funktion nicht leicht zu verstehen ist.

Ein Haus, wie vom Himmel gefallen

Ulla-Maaria Koivula, ein finnischer, im kalifornischen Silicon Valley angesiedelter Technologieunternehmer wollte auf seinem Familienlandgut im nord-karelischen Kontiolahti ein Gästehaus bauen. Als Planer wählte er seinen Freund Kivi Sotamaa und dessen Schwester Tuuli Sotamaa, die das gemeinsame Planungsbüro Ateljé Sotamaa führen.

Das Resultat ähnelt einem vielkantigen, hochkant stehen gebliebenen Körper, d essen Funktion nicht leicht zu verstehen ist. Das eigenartige und ziemlich dunkle Gebäude, auf einer relativ freien Stelle stehend, ist ein wahrer Blickfang. Man könnte meinen, dass es an die Eiszeit erinnert, die unterschiedliche Findlinge, auch mal merkwürdig geformte, in reichem Maße hinterlassen hat.

Dieser Meteorit genannte Bau beherbergt jedoch viel Traditionelles, wie ein Wohnzimmer, eine Küche, ein Badezimmer und weitere Wohnräume, tut es aber deutlich anders als üblich. Die dreidimensional auf drei Ebenen angelegten Räume basieren auf einer rechtwinkligen Koordination. In ihrer Mitte steht ein über 10 Meter hoher, offener Innenraum, in dem ein katamaranähnlich aufgespanntes Netzt in Höhe von 7 Metern hängt. Diese von japanischen, auf engem Raum kunstvoll errichteten Wohnhäusern bekannte Lösung ermöglicht das Beobachten des Himmels oder lädt einen einfach sich hinlegen. Man glaubt, ein Netzt stimulieret vor allem das kreative Denken. Für Kinder und auch für andere Besucher im Haus ist dieses Netz ein Gegenstand außergewöhnlicher Bewunderung und Begeisterung.

Viele Möglichkeiten in einer vieleckigen Hülle

Die rechteckigen Wohnräume sind in einer vieleckigen dreidimensionalen Hülle verborgen. Die sehr genau geschnittenen CLT-Teile ermöglichen das Benutzen der fast rahmenlosen Fenster. Eins davon, das zehn Quadratmeter hohe „Himmelfenster” lässt einen auf das Weltall blicken und gibt ihm die Möglichkeit, das Wandern der Wolken, den Sternenhimmel und sogar mal die Polarlichter zu bewundern. Angetrieben von der Corona-Pandemie und von den Laufbränden Kaliforniens beschloss die Familie sich fest in Finnland anzusiedeln. So musste das Gebäude auch als Arbeitsplatz und sogar auch als Musikstudio dienen. Sowohl die Familie als auch die Planer des Hauses bemerkten, wie überraschend gut die Akustik in jenem Gebäude mit seinen Holzwänden ist.

Die kleine Familie hat angefangen, ihr Haus sehr erfinderisch zu bewohnen. Das aufgespannte Netz in der großen Öffnung ist mittlerweile ein sehr beliebter Platz in der Wohnung. Bewohnt wirkt das Gebäude deutlich größer als seine offizielle Wohnfläche angibt, die weniger als 70 Quadratmeter beträgt. Hinter den schrägen Flächen der Außenhaut gibt es verschiedenste Hohlräume, Ecken und Fensternischen, wofür die Bewohner viele Verwendungsweisen gefunden haben und damit auch die Planer des Hauses überraschen konnten. Das Haus könnte man mit den Dachböden der typisch finnischen Landhäuser und der Kleinhäuser der Wiederaufbauzeit vergleichen. Das Haus Meteorit ist in seiner Art und Weise eine Neuinterpretation immer bestehender Fragen.

Daher will Kivi Sotamaa betonen, dass auch ein ganz neues Denken in die Planung miteinbezogen war: Die Nutzung der miteinander in Kontext stehenden Räume kann nach sich ändernden Bedürfnissen und Forderungen neue Formen bekommen. Die Lösung hat sich auch als erstaunlich gut funktionierend erwiesen. In den Hohlräumen zwischen den Außenwänden und den Innenräumen ist auch Platz für die gesamte Haustechnik.

Ermöglicht durch die digitalen Lösungen

Bei der Planung wurden neue digitale Instrumente als Hilfsmittel und bei Errichtung dieses außergewöhnlichen Privathauses neue Voranfertigungs- und Konstruktionstechnologie benutzt. Damit konnte das Installieren und Zusammensetzten der voneinander in Form sehr abweichenden, präzise dimensionierten Bauteile sorgfältig geplant werden und ein genauer Bauzeitenplan vorbereitet werden.

Die Ziele waren die Umweltverträglichkeit und eine möglichst kleine Spur der Naturberührung: Das für seine Grundfläche kleine Gebäude verbreitet sich nach Oben, verschmälert sich wieder und erreicht seinen Höhepunkt als ein großes Dachfenster. Das Verzichten auf Kunststoff und vielschichtigen Aufbau war eine große Ambition der Planer. Die Sonderfenster sind elektrisch heizbar – auf die schwankenden Wetterbedingungen Nord-Kareliens und besonders den harten winterlichen Frost abgestimmt.

Atelier Sotamaa ist für den experimentellen Charakter seiner Projekte bekannt. Diese bieten sowohl viele Herausforderungen als auch den Planern Möglichkeiten, etwas Neues zu lernen. Die am besten gelungenen Objekte mit ihren Details und technischen Lösungen können vervielfältigt und angepasst auch anderweitig gebraucht werden.

DIE MACHER

Ateljé Sotamaa is an international design and architecture studio in Helsinki. We create buildings, spaces, objects, communication, infrastructure and works of art that change the way we think, feel and behave. We have implemented projects in Finland, Sweden, England, Italy, USA, Japan, China and Kazakhstan.

Kivi Sotamaa

Projekt in Kürze

Koivula Meteorite

  • Lage | Kontiolahti
  • Verwendungszweck | Asuinrakennus
  • Bauherr/Auftraggeber | Yksityinen
  • Architektonische Planung | Ateljé Sotamaa
  • Tragwerksplanung | Rakennesuunnittelu Vahanen
  • LVIA-suunnittelu | Nikkarituote
  • Elektrisches Design | Sähkö Kuronen
  • Pääurakoitsija | Lahden Puurakentajat ja Joen Kodin Rakentajat
  • Lieferant der Holzkomponenten | CLT: Hoisko
  • Text | Tarja Nurmi (kompiler: Mikeal Merenmies) / Archinfo