22.9.2024

Die Finnisch-Russische Schule

Die Finnisch-Russische Schule in Helsinki ist eine im Jahr 1955 gegründete staatliche Schule. Sie ist das größte in russischer Sprache und Kultur spezialisierte allgemeinbildende Institut des Landes.

Read about the school in English: The Finnish-Russian School of Helsinki

Text: Tarja Nurmi

Für die Schule wurde im Jahr 2021 ein neues und elegantes Holzgebäude in dem Helsinkier Stadtteil Etelä-Kaarela fertiggestellt. Der Entwurf stammt von dem für viele Kindertagestätten und Schulen, auch in Holzbauweise, bekannten Architekturbüro AFKS. Der verantwortliche Hauptplaner für diese Schule ist Architekt Juha Salmenperä. Die Schule ist eine Gesamtschule mit Unterricht für die Vor- und Grundschule und für das Gymnasium. Es sind sowohl Kleinkinder als auch fast erwachsene junge Menschen, die im diesem Gebäude sich täglich aufenthalten. Die circa 700 hundert Schüler wurden zwischenzeitlich in Ersatzräumen untergebracht, da das alte Schulhaus vor dem Bau des neuen Schulgebäudes leider abgetragen werden musste.

Die Form des Gebäudes bildet einen geschützten Pausenhof

In dem zweigeschossigen, durch Dachschrägen mit breiten Traufen geschützten Haus sind die Räume für die Schüler unterschiedlicher Alterstufen so verlegt, dass die Jüngsten und Kleinsten im dem L-förmigen, östlichen Hausende patziert sind und die Gymnasiasten in dem anderen Hausende ihre Räume haben.

Vom Außen sieht das Gebäude wie zweigeteilt aus. Die an der Straße mit starkem Verkehr Hämeenlinnanväylä liegende, längere Fassade an der Außenkante des L scheint wie eine auberginenfarbige Manteljacke des Gebäudes zu sein. Einen Gegensatz dazu bildet an der geschützten Hofseite ein gekonnt gegliedertes Spiel- und Erholungsgebiet, von einer hellgrauen Fassade umgeben. Die Schüler durften während der Entwurfsphase ihre Wünsche äußern. Die Hoffassade trägt eine glattgehobelte, in einem natürlich wirkenden Grauton lasierte Paneelierung und verleiht dem Erscheinungsbild gewisse Dreidimensionalität.

Die Rückseite „der Manteljacke” ist dagegen einfacher. Die variierend dimensionierten, sich überlappenden Brettschalungsflächen verleihen ihr grafische Felder.

Während der Planungsphase trafen sich alle Beteiligten an einem gemeinsamen Tisch, da die Schule ihre eigenen Bedürfnisse hat und sich auf einen neuen, offeneren und besser aktivierenden Lehrplan stützen will. An den Gesprächen beteiligten sich sowohl Senaatti-Kiinteistöt (Die Senat-Immobilien) als Auftragsgeberin, die Architekten und die Planer der Einrichtung, der Möblierung und der Ausstattung als auch das Schulpersonal und die Schüler.

Da die Schule auch von der sympathischen bür gerlichen Wohngegend profitiert, wurden auch die Wünsche der Nachbarschaft möglichst weitgehend berücksichtigt.

Das Resultat ist ein helles und sorgfältig durchdachtes, mit seinen Innenräumen einlandendes Ganzes. Vom Haupteingang in der inneren Ecke der Hofseite erreicht man über den großen, windfangartigen Vorraum das Herz des Hauses, den sehr hohen Bühnen- und Saalraum. Ein wichtiges Teil davon ist die geräumige, stufenartige Tribüne, die über die hoch liegenden Fenster schön lichtdurchflutet ist. Von der Tribüne aus lassen sich zugleich die aus großdimensionierten Pfeilern und Gebälken und Wandelementen aus Glulam bestehenden Konstruktionen des Hauses bewundern. Das Ganze erhält Sensibilität und Persönlichkeit durch die raffinierten, im Geist des finnischen Wiederaufbaus der 1950er Jahre gestalteten metallischen Geländer und durch die schönen, hellen und leuchtenden Farben des Mobiliars.

Das Schulgebäude aktiviert das Selbermachen

Die Schule wurde zum Dienst eines neuen Lehrplans gestaltet und aus diesem Grund wurde hier auf das traditionelle Modell mit Korridoren und separaten Klassenzimmern verzichtet.

In der Schule findet man Räume, die flexibel für verschiedenartige Gruppenarbeiten sind und Sofas und Sofagruppen, die bei den Schülern gut ankommen. Freilich beinhaltet das Raumprogramm auch etwas traditionellere Klassenzimmer, etwa für bildende Kunst, Haushalt, Handarbeit, Physik und Chemie. Anders als in der alten Schule mit ihrer separaten Bibliothek, sind die Bücher in ihren eigenen, mit Glastüren versehenen Schränken.

Die Trennwände sind zum Teil aus Glas und fördern mit ihrer Durchsichtigkeit das Raumgefühl. In der Schule findet man zwei Exemplare vom „Haus im Haus”, die bei den Schülern besonders beliebt sind. Das Eine befindet sich im ersten Obergeschoss und hat ein Fenster mit Blick auf die mittig liegende Mehrzweckhalle und das Andere steht in dem Flügel für die kleineren Kinder. Der Musikunterrichtsraum bietet Platz für eine Vielfalt von Instrumenten, die zugleich ein Teil des innenraumgestalterischen Identität dieses Raumes sind. Aus dem Sonderklassenzimmer für bildende Kunst ist der Außenraum für Zeichnen und Malen direkt zu erreichen.

Die Lehrkräfte verfügen sowohl über eigene Arbeitsräume als auch über einen außergewöhnlich eleganten und gemütlichen Lehrerraum. Seine Fenster sind auf die dunkle Fassade, also auf den Rücken der Manteljacke, gerichtet. Von dort aus ist es auch möglich, einen Blick nach unten auf die große Mehrzweckhalle und den Speisesaal zu werfen.

Die Einrichtung des Gebäudes ist durch ihre schön liegenden, hellen und lichtdurchlässigen Gardinen und schönen Beleuchten außergewöhnlich gut gelungen. Ein Teil des Mobiliars stammt aus den früheren Ersatzräumen der Schule.

Auch ein großer Teil der neuen Möbelstücke repräsentiert die möglichst beste, auch ästhetisch nachhaltige Gestaltung der öffentlichen Räume und des Lehrgebäudes. Auch das Verspielte hat dort seinen Platz, jedoch in passenden Portionen.

Die sensible Farbgebung des Schulgebäudes garantiert auch, dass die Arbeiten der Kinder und der Jugendlichen, wie die Zeichnungen und die Skulpturen und die Kollagen mit aktuellen Themen, tatsächlich auf den dafür bestimmten Wandtafeln zur Geltung kommen. Die technische Ausstattung der Klassenzimmer ist selbstverständlich auf neuestem Niveau mit ihren Smart-Paneelen. Die Räume der Schule aktivieren auch zur Bewegung und verschiedene Versammlungsmöglichkeiten sind dort reichlich vorhanden.

 

DIE AKTEURE  AFKS / Architekten Frondelius + Keppo + Salmenperä wurde 1998 gegründet. Das Büro beschäftigt 15 Architekten und der Schwerpunkt des Büros liegt auf der Gestaltung von Schul- und Kindergartengebäuden. Holzarchitektur gehört zu den besonderen Interessen des Büros. AFKS Arkkitehdit hat 20 Auszeichnungen in Architekturwettbewerben gewonnen.