Katajanokka-Anlegestelle
Katajanokka Laituri ist ein Bürogebäude aus Massivholz in der maritimen Landschaft Helsinkis. Mit dem ersten Neubau an der Uferpromenade von Katajanokka beginnt die schrittweise Öffnung des zuvor geschlossenen Hafengebiets für die Nutzung durch die Stadtbewohner. Das Gebäude war Gegenstand eines internationalen Architektur-Einladungswettbewerbs 2020.
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Das Gebäude ist Teil der charakteristischen Silhouette und der langen Küstenlinie Helsinkis und zugleich Teil des vielfältigen und historisch geschichteten Gebäudebestands von Katajanokka. Das Ziel war eine ruhige Präsenz in der fernen Landschaft, aber ein facettenreiches Gebilde im Auge des Wanderers, das aus verschiedenen Blickrichtungen seine Form verändert und auf interessante Weise zu den verschiedenen Maßstäben und Motiven von Katajanokka passt. Die freigeformten Rücksprünge der Fassaden gliedern das Gebäude, das die langgestreckte Blockstruktur der Lagergebäude im Hafenbereich in kleinere Teile ergänzt, schaffen geschützte Buchten für die mit dem Gebäude verbundenen Außenräume und eröffnen und lenken nachdenkliche Ausblicke vom Inneren des Gebäudes in die Umgebung.
Das Ziel von Katajanokka Laituri ist es, die Richtung für die Zukunft der modernen Holznutzung als Teil eines nachhaltigen Städtebaus aufzuzeigen. Das Bauvorhaben wurde von Anfang an von dem Ziel geleitet, die Klima-Auswirkungen während des Lebenszyklus zu minimieren. Das Ziel war eine möglichst lange Lebensdauer, Flexibilität bei der Umrüstung, vielseitige Einsetzbarkeit, geringe CO2-Emissionen und Energieeffizienz.
Die Struktursystematik und die Raumdimensionierung ermöglichen eine Anpassung der Innenräume an zukünftige Bedürfnisse. Das Gebäude verfügt über vier oberirdische Stockwerke, eine Dachterrasse mit Aufenthaltsbereichen und einen Keller, in dem sich technische Einrichtungen und Parkplätze befinden. Im Erdgeschoss befinden sich Funktionen, die sich zu den umliegenden städtischen Räumen öffnen – Restaurant, Café, Kongresseinrichtungen und andere Dienstleistungen. Die verschiedenen Akteure, Besucher und Stadtbewohner des Gebäudes treffen sich im gemeinsamen Lobbybereich, der sich von der Straße zum Meer hin öffnet.
Für die Holzkonstruktionen der oberirdischen Teile wurden industrielle Massivholzkonstruktionen von Stora Enso verwendet. Der Säulen-Balken-Rahmen und die tragende Struktur der Fassade bestehen aus furniertem Holz, also LVL, das in Finnland im Werk Varkaus hergestellt wird. Die tragende Struktur der aussteifenden Innenwände, Aufzugs- und Treppenschächte, Treppen, Zwischenböden und des Obergeschosses des Gebäudes besteht aus kreuzweise verleimtem Holz (CLT) aus dem Werk Gruvön in Schweden. Für die Rahmenkonstruktionen wurden rund 7.600 Kubikmeter Fichtenholz verwendet, aus denen insgesamt 2.500 Holzelemente gefertigt wurden. Im Innenraum wurde so viel Strukturholz wie möglich sichtbar gelassen.
Die Fassaden des Gebäudes führen die helle Gebäudelinie ausgehend von der Esplanade und ihren horizontalen, gleichmäßig rhythmisierten Fassaden fort. Die Fassadenlösung für eine städtebaulich und technisch anspruchsvolle Baustelle basiert auf einer Doppelfassadenkonstruktion. Die äußerste Schutzzone ist materialmäßig mit der steinernen Umgebung verbunden, bestehend aus Glas, Naturstein und Aluminium.
Das Aussehen des Gebäudes verändert sich zu verschiedenen Tageszeiten und je nach Lichtverhältnissen. Hinter der Fassade ist der Baum in seinen vielfältigen Formen präsent. Die stabilen Säulen in LVL-Form im Erdgeschoss und das skulpturale CLT-verkleidete Oberlicht der zentralen Lobby bilden die bekanntesten Merkmale der öffentlichen Innenräume. Neben Fichte wurde auch Esche verwendet. Wir wollten die Farbtöne der Holzoberflächen und Verkleidungen so natürlich wie möglich halten. Gleichzeitig wollten wir die vielfältige Schönheit, den Farbton und die Verwendbarkeit von Holz hervorheben.
Emissionsarme und natürliche Materialien, die schön altern und patinieren, erfreuen sich bei Oberflächenbelägen und Materialien generell großer Beliebtheit. Der helle Granit von Viitasaari setzt sich vom Boden der Lobby bis zu den Außenbereichen fort. Die Möbel in der Lobby sind finnisches Design und Know-how. Im Büro wurden viele recycelte und wiederverwendete Möbel verwendet.
Die Außenbereiche des Gebäudes sind von der Natur des Nordens inspiriert. Die zu unterschiedlichen Luftrichtungen geöffneten Terrassen und der Innenhof verkörpern jeweils einen zum Anbaugebiet passenden Lebensraumtyp. Im schmalen Hof wachsen Birken, deren Blätterdach die artenreiche Vegetation der Feldschicht schützt. Auf den Terrassen im zweiten Stock repräsentieren Felsvegetation und Natursteine die Natur der Insel. Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich eine Strandwiese. Aus der Vegetation wurden Farbthemen geformt, die sich je nach Jahreszeit verändern. Auf dem Dach nahe der Strandwiese gibt es einen Servierbereich, Lounges und Fitnessbereiche sowie Sonnenkollektoren. Die vielfältigen Außenräume des Gebäudes bilden eine kleine Naturinsel mitten in der Stadt – für Menschen, aber auch für andere Lebewesen. Aufgrund der maritimen Lage wurde im Rahmen des Bauvorhabens ein Hochwasserschutz umgesetzt. Gleichzeitig werden Vorbereitungen für den späteren Anstieg der Überschwemmungsrate der allgemeinen Bereiche des gesamten Südhafenbereichs getroffen. Die Umgebung des Gebäudes wird von der Stadt Helsinki im Erdgeschoss durch temporäre Bauten ergänzt, wodurch die Umwandlung des Katajanokka-Strands vom Markt in eine Strandroute in Richtung der Spitze von Katajanokka eingeleitet wird.
Technische Lösungen
Der Standort ist für die Brandklasse P2 ausgelegt und mit automatischen Löschanlagen und einem Brandmelder ausgestattet. Aufgrund der Größe des Gebäudes ist es durch eine Holzkonstruktion wie eine Brandmauer in zwei Teile geteilt. Die Sicherheit der Nutzung der Massivholzlatten im zentralen Foyer wurde durch Brandsimulationen sichergestellt.
Die Akustik des Gebäudes wurde auf einem höheren Qualitätsniveau als üblich gestaltet, um die Anforderungen der LEED-Umweltzertifizierung im Platin-Level zu erfüllen. Im Ergebnis standen den Nutzern akustisch hochwertige Arbeitsumgebungen, angenehme öffentliche Räume und komfortable Wohnräume zur Verfügung. Mithilfe von Raumplatzierung und Akustiklösungen ist es beispielsweise gelungen, Übernachtungsräume über dem Fitnessstudio und Büroräume über den Konferenz- und Restauranträumen im selben Gebäude zu platzieren.
Der Lärm der Schiffe im Bereich der Häfen Eteläsatama und Katajanokka stellt außergewöhnliche Anforderungen an die Schalldämmung der Fassade, die mit einer Doppelfassadenkonstruktion gelöst wird. Die Kombination aus Außenglas, dazwischenliegendem Luftraum und Innenfassade wurde optimiert, um dem für Schiffe typischen niederfrequenten Lärm entgegenzuwirken.
Trotz des Lärms, der durch das Anlegen des Schiffes an der Anlegestelle vor dem Gebäude entsteht, wurde im Innenraum eine gute Klangqualität erreicht. Im Inneren des Gebäudes wurde die Schalldämmung des mit einfachen Festverbindungen realisierten LVL-Stützen-Träger-Gestells durch plattenstrukturierte Schallschutzkonstruktionen und Doppelböden bewerkstelligt. Bei der Gestaltung des Schallschutzes der Bauwerke wurden neben dem hohen akustischen Qualitätsniveau auch die architektonischen Ziele und die sichtbaren Holzkonstruktionen berücksichtigt.
Die ehrgeizige Architektur des Gebäudes und die Lage am Meer dienten als Leitfaden für bautechnische Lösungen. Der Holzrahmen, der von einem wasserdichten Betonsockel auf Pfählen getragen wird, besteht aus furnierten Holzsäulen und -balken (LVL) sowie aussteifenden CLT-Platten und -Wänden. In Bezug auf die Struktur umfasst der Standort mehrere Sonderlösungen, wie z. B. eine Umkehrdachlösung für ein hölzernes Obergeschoss, eine Brandschutzwandlösung aus Holz und ein für den Standort entwickeltes vorgefertigtes Fassadensystem mit Holzrahmen. Die Fassade besteht aus vorgefertigten Holzrahmen-Doppelverglasungselementen, die den Holzrahmen vor Witterungseinflüssen schützen und die Funktionalität der Innenräume gewährleisten. Dazu ist es erforderlich, die Strömungen des 40 cm breiten Luftraums während des Einsatzes mit Sensoren zu überwachen.
DIE MACHER
Anttinen Oiva architects is an award-winning Helsinki-based architecture office founded in 2008 by Selina Anttinen and Vesa Oiva. Cultural historically significant places, national landscapes, old industrial areas, new city neighbourhoods, infilling projects, and natural environments – the office works with challenging sites and new types of constructions exploring a variety of relationships between nature and the built environment. In AOA´s recent projects of Woodcity and Katajanokan Laituri they have explored how a large scale contemporary wood construction can be used in sensitive environments to create more sustainable and resilient urban development. Currently, the firm employs 30+ architects and interior architects, primarily focusing on infill and renovation projects. Anttinen Oiva Architects has received several recognitions, including the State Prize for Architecture in 2013.
Projekt in Kürze
Katajanokan laituri
- Lage | Helsinki
- Bauherr/Auftraggeber | Keskinäinen työeläkevakuutusyhtiö Varma
- Valmistumisvuosi | 2024
- Geschossfläche | 18 915 m2
- Volumen | 119 164 m3
- Architektonische Planung | Anttinen Oiva Arkkitehdit Oy
- Tragwerksplanung | Sweco Finland Oy
- Akustiikkasuunnittelu | Akukon Oy
- Palotekninen suunnittelu | KK-Palokonsultti Oy
- LVIA-suunnittelu | Granlund Oy
- Elektrisches Design | Granlund Oy
- Kooperationspartner bei Inneneinrichtung | Anttinen Oiva Arkkitehdit Oy, Franz design Oy
- Pääurakoitsija | Haahtela-rakennuttaminen Oy
- Lieferant der Holzkomponenten | Stora Enso Oyj
- Muut materiaalit | Lasi, luonnonkivi, alumiini
- Bilder | Kalle Kouhia, Tuomas Uusiheimo
- Text | Anttinen Oiva Arkkitehdit, Haahtela, Sweco, Granlund, Akukon