15.10.2024

Pikku-Finlandia

Ein provisorischer Pavillon neben dem berühmten Gebäude Alvar Aaltos

Das in der Geometrie gradlinige und zugleich ansprechende Provisorium der Finlandia-Halle ist beim Publikum außergewöhnlich gut angekommen. Besonders die klassisch stramm stehenden Kiefernstämme mit ihren humoristisch herausstechenden Zweigen haben Begeisterung erweckt. Es waren ja die Architekten selbst, die jeden einzelnen Baustamm im Wald ausgesucht haben.

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Die von Alvar Aaltos Büro entworfene Finlandia-Halle ist in vieler Hinsicht ein bedeutungsvoller Ort. Darüber hinaus dass sie ein öffentliches Gebäude ist, war sie in den Jahren 1973 und 1975 der Hauptschauplatz der Außenministerversammlung der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und des KSZE-Gipfelkongresses. Der Hauptsaal der Finlandia-Halle war ursprünglich als ein Konzertsaal geplant, aber seit der Fertigstellung des Konzerthauses Helsingin Musiikkitalo im Jahr 2011 wird das Gebäude mit seinem schönen Saal und luftigen Restaurantraum und Foyer vorwiegend als eine Stätte für Veranstaltungen unterschiedlicher Art und für Konferenzen benutzt.

Zur Zeit befindet sich dieses die Bucht Töölönölahti dominierende Gebäude unter Reparaturarbeiten. Damit es trotz der Baustelle weiterhin möglich ist Veranstaltungen zu organisieren, wurde neben der Finlandia-Halle ein eingeschossiger länglicher und rechteckiger Pavillon errichtet. Dieser Bau soll ein Provisorium bleiben und später auseinander genommen und anderswohin transportiert werden.

Das Pikku-Finlandia (Klein-Finlandia) genannte Gebäude wurde mit Holz gebaut und zwar so, dass Das in der Geometrie gradlinige und zugleich ansprechende Provisorium der Finlandia-Halle ist beim Publikum außergewöhnlich gut angekommen. Besonders die klassisch stramm stehenden Kiefernstämme mit ihren humoristisch herausstechenden Zweigen haben Begeisterung erweckt. Es waren ja die Architekten selbst, die jeden einzelnen Baustamm im Wald ausgesucht haben. dieses bereits im Außenraum auffällig ist. Die ziemlich einfache Fassade ist aus Glas und die geschlossenen Wandbereiche sind mit Holz verkleidet. Die Fichtenbrettverschalung ist dunkelgrau gebeizt, wodurch das Provisorium sich vom weißen Marmor der Finlandia-Halle unterscheidet.

Eine Besonderheit des Pavillons ist die Reihe der geglätteten, astreichen Kiefernstämme in der Arkade auf der Seite zum Park und auf der Café-Terrasse in Richtung Töölönlahti. Es sind 95 dieser tragenden Kiefernpfeiler.

Im Holzstudio der Aalto-Universität gelernt

Die Architekturfakultät der Aalto-Universität verfügt schon seit langem über ein internationales Holzstudio-Lehrprogramm, Wood Program, heute unter Leitung von Professor Pekka Heikkinen. Die Studenten des Holzstudios lernen Holzbau beginnend mit Kenntnissen über die Wälder und über die Holzarten und deren Eigenschaften. Zu den vom Studio im Laufe der Jahren realisierten Objekten gehören Eventpavillons, Cafés, Aussichtstürme, Saunas und Prototypen für Wohnarten. Die Studenten beteiligen sich immer an den Bauarbeiten und deren Vollendung.

Dieses Mal traute man sich ein wesentlich größeres Gebäude zu konzipieren. Für Pikku-Finlandia wurde ein Wettbewerb organisiert und der Siegerbeitrag wurde noch auf den Zeichentischen und in der Konsultation mit einem fachlichen Bauplaner verfeinert. Der Verfasser des Siegerentwurfs war der damalige Student Jaakko Torvinen, heute Architekt mit Abschluss. Er entwickelte das Projekt mit seinen Kommilitonen Havu Järvelä und Elli Wendelin weiter und auch die anderen Studenten des Studios waren an der Realisierung des Pavillons beteiligt. Vorerst wurde ein kleiner Testpavillon mit entsprechenden Materialien auf dem Campus der Aalto-Universität in Otaniemi in der Stadt Espoo errichtet.

Die Abbau- und die Wiederverwendbarkeit der Bauteile wurde bereits in der Planung berücksichtigt. Die neue Benutzerin könnte zum Beispiel eine Schule oder eine Kita sein, hieß es. Die Raumelemente und die anderen Konstruktionen ermöglichen eine Grundrissänderung, zum Beispiel zu einem L – je nach den herrschenden Bedingungen der künftigen Standorte. Die Nebenräume und die Haustechnik sind an zwei Stellen zentriert. Somit kann das Gebäude auch in zwei Teilen zerlegt werden.

Naturformen bringen Leichtigkeit in die gradlinige Formsprache

Die Gliederungsteile des Gebäudes sind die vier miteinander  erbindbaren Säle mit großen Fenstern auf der Parkseite, der sich zwischen den Sälen öffnende Aularaum, der mehr geschlossene Galeriegang auf der Seite der Finlandia-Halle und das Café, das sich über die Terrasse hinaus auf Töölönlahti öffnet. Die restaurierten Möbel von Aalto und der Artek vervollständigen die warme und moderne Atmosphäre.

Solange die Reparaturarbeiten der Finlandia-Halle andauern können auch anspruchsvolle Veranstaltungen und internationale Konferenzen mit ihren Ausstellungen im Pikku-Finlandia stattfinden. Die Kaffeepausen, die Mittagsmalzeiten und auch anspruchsvolle Soupés sind möglich, ohne dass das eigentliche Programm gestört wird. Die Räume, die Details und die Materialien des Gebäudes sind dem Zweck entsprechend von ausreichend hoher Qualität.

Das in der Geometrie gradlinige und zugleich ansprechende Provisorium der Finlandia-Halle ist beim Publikum außergewöhnlich gut angekommen. Besonders die klassisch stramm stehenden iefernstämme mit ihren humoristisch herausstechenden Zweigen haben Begeisterung erweckt. Es waren ja die Architekten selbst, die jeden einzelnen austamm im Wald ausgesucht haben.

Der hölzerne Pavillon grüßt höflich die auf der gegenüber liegenden Seite Töölönlahtis stehende Helsinkier Stadtzentrumsbibliothek Oodi und ihre prachtvolle, wellenförmige und holzverkleidete Fassade. Wenn die Finlandia-Halle im Jahr 2025 wiedereröffnet wird, nimmt Pikku-Finlandia Abschied von ihrem Nach barn und zieht für eine neue Nutzung weiter.

DIE MACHER

Architect Jaakko Torvinen graduated from Aalto University in 2021. His thesis work centered on the development and construction of the Pikku-Finlandia event centre. Today, he teaches at Aalto University in the chair of wood construction while also working as an architect.

Architect Havu Järvelä graduated in 2021, his thesis focusing on the reuse potential of demolished building stock resources. Alongside active design work, he is a teacher at Aalto University both in the chairs of housing design and resource efficient construction and environmental impacts. Järvelä strives towards establishing a circular architecture practice and is a founder of Keltainen toimisto.

Architect Elli Wendelin, graduated from Aalto University in 2021, completed her thesis work as a case study of Pikku-Finlandia, focusing on the footprint calculation for temporary and transportable wooden constructions. Currently, Wendelin works as an architect in Helsinki, broadening her professional scope into renovation architecture.

Projekt in Kürze

Pikku-Finlandia

  • Lage | Helsinki
  • Verwendungszweck | Der temporäre Evakuierungsraum der Finlandia-Halle, Sammelraum
  • Bauherr/Auftraggeber | Stadt Helsinki / Mika Heimala, Erkki Huitti, Merja Ikonen
  • Valmistumisvuosi | 2022
  • Geschossfläche | 2 676 m2
  • Gesamtfläche | 2 720 m2
  • Volumen | 15 450 m3
  • Investointikustannukset | 9,6 millionen€
  • Architektonische Planung | Architekten Jaakko Torvinen, Elli Wendelin und Havu Järvelä Järvelä in Zusammenarbeit mit dem Architekten Professor Pekka Heikkinen und Arkkitehdit NRT Oy (Architekt des Auftragnehmers: Arkitektrum Oy)
  • Tragwerksplanung | Insinööritoimisto Asko Keronen
  • Akustiikkasuunnittelu | Akukon Oy / Olli Salmensaari
  • Palotekninen suunnittelu | L2 Paloturvallisuus Oy / Sini Kallio
  • LVIA-suunnittelu | Granlund Oy / Niina Erkkilä, Joel Virtanen
  • Elektrisches Design | Granlund Oy / Topi Volama, Juhani Mikkonen
  • Pääurakoitsija | FM-Haus Oy
  • Lieferant der Holzkomponenten | Lieferant der Holzteile : Kiefernstützen: Timberpoint Oy, CLT-elementen: Crosslam Oy
  • Muut materiaalit | Lattiapintamateriaali: Korkkilankku, Amorim Wise, Korkkitrio Oy
    Julkisivun pintakäsittely: Rihlattu kuusipaneeli, kuultokäsittely
  • Bilder | Mikael Lindén, Mika Pollari, Kimmo Räisänen
  • Text | Tarja Nurmi ((kompiler: Mikael Merenmies)